Die große Chance unsere heutigen Zeit ist es, den Reichtum der Vielfalt schätzen zu wissen. Wir haben uns im Lauf der Geschichte von einfachen Anschauungen und Formen gelöst. So stammt zum Beispiel der Ausdruck "Idiot" von den alten Griechen. Er geht auf das Wort idios (privat, eigen, eigentümlich, selstsam) und idiotes (Eigentümlichkeit) zurück. Es kann somit der einzelne Mensch negativ bezeichnet werden. Damals war es das Wissen, dass nicht der Einzelne, sondern die Gesellschaft zählt, die mit gutem Grund im Fokus stand. Doch die Erkenntnis, dass "jeder Blick und jede Perspektive auf die Sonne ein Gewinn ist", steht nun als Erkenntnis der modernen Gesellschaft im Vordergrund. Diese Anschauung hat unsere Welt bunt, zahlreich, schön und vielfältig gemacht. Es ist nicht mehr der Anspruch das Absolute zu kennen, sondern seine eigenen Perspektive zu formulieren und so seinen Beitrag zur Erschließung des Großen und Ganzen zu leisten.
Diese Erkenntnis der Pluralität hat sich auch im Bereich der Wissenschaft um den Menschen, der sogenannten Anthopologie niedergeschlagen. Publikationen wie "Wer bin ich - und wenn ja wie viele", oder Aussagen wie "Der Mensch ist ein Chor von Stimmen und versteht sich nicht selbst" zeigen dies auf. Und tatsächlich, wie kann das "Selbst" bestimmt werden. Als Körper, Geist und Seele; der Betrachtung dessen was ich bin, oder dessen was ich schaffe, oder dem wozu ich mich entwicklen könnte? Oder bin ich einfach, ohne zu wissen, was das ist. Nein, wir sind ein vieles. Wir sind unser Körper. Unsere Hände und unsere Augen. Wir sind aber auch unser Geist, unser Denken. Unser Geist ist die Einheit aus Leib und Seele (nach Kierkegaard) und somit die Einheit aus Endlichen (=Leib) und Unendlichen (=Seele). Und auch sind wir, was wir tun. Die Produkte unseres Seins und unserer Tätigkeit sagen etwas über uns aus und definieren genau so, was wir sind.
Ich würde dafür plädieren drei (komplexe) Felder zu makieren unter denen wir unser Selbst finden können. Das (1) "Ich bin" als Ausdruck unseres sein im Hier und Jetzt, (2) das "Ich liebe" und "Ich werde geliebt" als Ausdruck unsere Beziehungen, der Exzentriertheit unseres Lebens und (3) "unser Schaffen" als Produkte unseres Seins.
Freitag, 12. Juni 2009
Abonnieren
Kommentare (Atom)